
Seit 2010 waren wir Kunde von Prime und haben stetig mehr Artikel des täglichen Bedarfs dort gekauft.
Prime rentiert sich … für Amazon
Vor ein paar Monaten habe ich dann erstmals gelesen, dass Prime-Kunden im Durchschnitt doppelt so hohe Bestellungen haben und sehr lukrativ für den Konzern seien. Eingeführt wurde es in Deutschland 2007 für nur 29€ jährlich, inzwischen bezahlt man 69€ für den Premiumversand und ein paar Zusatzleistungen.

Aha, der Effekt scheint zu stimmen. Vielleicht sogar noch etwas mehr bei uns. Im Schnitt also zwischen 150 und 200 Bestellungen pro Jahr – Bestellungen wohlgemerkt, nicht Artikel. Uff. Diese Mitgliedschaft beim Versandhändler wirkt so lebenserleichternd, dass man sie nie mehr missen möchte. Echt gut gemacht, Jeff!
Frugalismus und Prime, einer muss verlieren.
Das Thema Frugalismus (Sparsamkeit, Bescheidenheit) begegnete mir und meiner Frau erstmals im Sommer 2018. Plötzlich war Oliver Noelting in den Medien präsent. Ich verschlang seine Artikel über Konsum, Minimalismus, Nachhaltigkeit und finanzielle Freiheit.
Nach ein paar Monaten begann ich, alle unsere Ausgaben auf den Prüfstand zustellen. So auch Prime und ich wollte den Verzicht ausprobieren.
Die anfangs unvorstellbare Kündigung
Wir haben also tatsächlich gekündigt und waren anfangs unsicher, ob wir jetzt nicht viel Geld für Lieferkosten ausgeben müssten. Unwirtschaftlich wollten wir uns ja nicht verhalten. Es fühlte sich im Vorfeld an, als würden wir auf Post oder Strom verzichten müssen.
- Allerdings muss man ja keine Lieferkosten bezahlen, wenn eine Bestellung über 29 Euro kostet
- Bücher sind immer von den Lieferkosten befreit
- manche Artikel sind versandkostenfrei
- Für 69Euro Gebühr kann man 23 mal Lieferkosten bezahlen
- oder 14 x Premiumversand im Jahr
Hatten wir wirklich jeden Monat eine sehr eilige Bestellung?
Was ist dann passiert?
- Wir haben vom 1.1. bis 18.3.2019 noch ganze fünf Bestellungen bei Amazon aufgegeben
- Wir haben einen Monatsdurchschnitt von 2 Bestellungen gegenüber den 14 Bestellungen in 2018 (-80%)
- Unsere diesbezüglichen Gesamtausgaben sind im Vergleichszeitraum um mehr als 50 Prozent gesunken
- Wir haben also nicht einfach ebensoviel beschafft, sondern einfach weniger neue Dinge gekauft
Premiumkunden zahlen mehr
Sehr verblüfft war ich heute morgen, als ich feststellen musste, das ich mit Prime ohne zu Überlegen mehr Geld für Artikel bezahlt habe, als die anderen Kunden:
Ich habe bei diesem Öl also 1,10€ zu viel bezahlt, 10% höhere Kosten, für eine unnötige, schnellere Lieferung. Ich möchte nicht nachrechnen, bei wie vielen Artikeln uns das in den letzten Jahren passiert ist.
Das Traurige ist, dass man sich in dem Zustand so bequem einrichten kann, dass man überhaupt nicht mehr überprüft, ob man Services nutzt oder dafür ggf. unwirtschaftlich eingesetztes Geld ausgibt.
Priming steht in der Psychologie für die (unbewusste) Beeinflussung der Verarbeitung eines Reizes, jetzt verstehe ich besser.
Weniger kaufen ist mehr!
Wir haben auch gebrauchte Waren wiederentdeckt, man spart so viel Geld und Ressourcen, wenn man nur ein bisschen in den Portalen sucht. Da wir dort gleichzeitig viel verkaufen, nehmen wir derzeit in den Kategorien Kleidung, Technik und Medien mehr ein als wir ausgeben.
Unser Einkaufsleben ist jetzt nicht mehr so gedankenlos und bequem möglich, aber diese neue Kaufachtsamkeit fühlt sich ziemlich gut an und spart überflüssige Anschaffungen.
Allerdings hätte uns amazon schon gerne wieder zurück:

An jeder Stelle ist der aufdringliche Default, die Probe-Mitgliedschaft abzuschliessen:

Mehrfach im Bestellprozess:

Es scheint sich wirklich sehr für amazon zu lohnen und manche Kunden bestellen dann mit Prime Status vielleicht auch etwas mehr als nötig.